Nachgärung für das Pilz-Substrat

In modernen Pilzzucht-Betrieben wird die Kompostierung des Champignonsubstrats durch eine anschließende Gärung in einem mehr oder weniger belüfteten Raum ergänzt. Dazu wird das Substrat in flache lockere Schichten gebreitet und die Raumtemperatur durch das Einblasen von Dampf auf 50 bis 60 Grad Celsius erhöht, wodurch eine gleichmäßige milde Gärung des Substrats im Temperaturbereich zwischen 45 und 60 Grad Celsius angeregt wird. Der gärungsverlauft ist durch eine mehr oder weniger große Zufuhr von Frischluft bzw. ständige Zirkulation der Raumlust günstig zu beeinflussen.

Durch dieses Verfahren soll erreicht werden, dass alle Substratteile nochmals dem Temperaturbereich von 45 bis 60 Grad Celsius ausgesetzt werde, sich während dieser Phase, die etwa 24 bis 96 Stunden dauert, eine günstige Mikroflora im Substrat entwickelt und alle noch vorhandenen Schädlinge, Krankheitskeime und Konkurrenten, die dem genannten Temperaturbereich nicht gewachsen sind, mit Sicherheit abgetötet werden. Dieses Verfahren, dass in der Fachterminologie des Champignonanbaues als Ausschwitzen oder Pasteurisierung des Champignonsubstrat bezeichnet wird, bewirkt im Mittel eine Ertragssteigerung von 30 %.

Beim Kleinanbau von Champignons sind im allgemeinen die technischen Voraussetzungen zur Durchführung dieses Verfahrens nicht vorhanden. Es besteht jedoch für den Interessierten die Möglichkeit, unter Ausnutzung der natürlichen Gärungbereitschaft des Substrats das Ausschwitzen im Raum mit einfachen Mitteln zu erreichen und dadurch eine gleichmäßigere Beschaffenheit des Substrats und einen höheren Ertrag an frischen Champignons zu erzielen.

Zu diesem Zweck wird der zur Verfügung stehende Stalldung einmal weniger umgesetzt, als es sonst notwändig wäre. Das Substrat ist zu diesem Zeitpunkt bereits ziemlich mürbe, hat jedoch noch einen etwas intensiven Geruch und ist etwas feuchter als in fertigen aufbereitetm Zustand. Der Champignonanbauer benötigt nun mindestens 12 bis 15 cm hohe Kisten, die jedoch micht höher als 25 cm sein dürfen, in einer so großen Anzahl, dass er die gesamte gleichzeitig kompostierte Substratmenge abfüllen kann, Dabei werden die Kisten gleichmäßig locker bis zu einer Höhe von 1 bis 2 cm über den Kistenrand gefüllt. Das Substrat in den Kisten wird also nicht angedrückt.

Die gefüllten Kisten stellt man sofort, beovr das Substrat sich stärker abkühlt, in einen belüftbaren, aber geschlossenen Raum auf, und zwar 5 bis 7 Kisten ohne Zwischenraum übereinander. Die Kistenstapel werden eng zusammengedrück. Ein Zwischenraum von 1 cm soll jedoch zwischen ihnen vorhanden sein. Die Stapel werden so angeordnet, dass ein quadratischer oder rechteckiger geschlossener Block entsteht. Die untersten Kisten werden nicht direkt auf den Fußboden, sondern auf Stapelhölzer, Steine oder leere Kisten gestellt. Der ganze Stapel wird dann mit Plastikfolie vollständig eingehüllt. Die Folie soll etwa 2 cm über dem Fußboden abschließen, sodass zwischen dem Blockinneren und dem umgebenden Raum ein Luftaustausch möglich ist. Auf die Oberfläche des Stapels deckt man einen alten Teppich, Strohdecken oder anderes wärmendämmendes Material.

Im Stapel tritt nun in der Relge nach etw 2 Tagen eine gleichmäßige Nachgärung ein, wobei die Temperatur im Inneren auf 50 bis 60 Grad Celsius, aber nicht darüber, ansteigen soll. Man erkennt an der Bildung von Schwitzwasser unter der Folie den Eintritt der Heißgärung. Durch Messen der Temperatur kontrollierte man, das der obere Teil des Stapels sich nicht über 60 bis 62 Grad Celsius erhitzt. Besteht diese Gefahr, muss man die Folie weiter anheben, sodass die heiße Luft im Stapelinneren besser entweichen kann.

Die Nachgärung hält im allgemeinen bis zu einer Woche an. Wenn dann die Temperatur in den oberen Kisten unter 50 Grad Celsius zu fallen beginnt, nehmen wir den Stapel auseinander und verwenden das Substrat für die Champignon-Kultur. Es muss dann in allen Teilen alle Eigenschaften eines gut aufbereiteten Champignonsubstrar aufweisen.

Die hier in diesem Blog geschilderte Nachgärung gelingt in der Regel nur bei Stalldung. Bei Strohsubstrat besteht bei der erforderlichen Verkürzung der Kompostierung die Gefahr, dass sich das Stroh noch nicht genügend zerstzt hat und noch zu hart ist. Während der Nachgärung tritt aber eine wesentliche Zersetzung der Strohteile nicht mehr ein. Wird andererseits die Kompostierung bis zum optimalen Zersetzungsgrad der Strohsubstrate fortgesetzt, reicht die Gärungsbereitschaft dieser Substrate für den Eintritt der Heißvergärung im geschlossenen Kistenstapel nicht mehr aus.

Ein Ausschwitzen des Substrats im Pilz-Anbauraum kann auch dann erzielt werden, wenn das Substrat nach der Kompostierung nochmals in flache Schichten in einer Höhe von 40 bis 70 cm locker aufgesetzt wird. Damit die Nachgärung bei 45 bis 60 Grad Celsius schneller einsetzt, deckt man die Flachhaufen vorerst oben ab. Man lässt die Nachgärung ausklingen, bis der Temperaturwert von 45 Grad Celsius unterschritten wird. Bei tieferen Temperaturen ist kein Nachgärungseffekt zu erwarten.

Das Ausschwitzen des Substrats bringt besonders in solchen Fällen Vorteile, bei denen während der Kompostierung Störungen im Ablauf der Heißvergärung eingetreten sind und das Substrat am Ende der Kmpostierung zwar den erforderlichen Zersetzunggrad aufweist, die Stickstoffumsetzung jedoch noch nicht abgeschlossen ist, was man am noch vorhandenen intensiven Ammoniakgeruch und der verhälnismäßig geringen Strahelnpilzentwicklung (fehlende oder kaum sichtbare grauweiße Sprenkelung) erkennt.