Betrachtet man nun
die Pflegemaßnahmen und die Erfordernisse bezüglich der Gestaltung
des Raumklimas, zunächst für die erste
Champignon-Entwicklungsphase.
Maßnahmen während der ersten Champignon-Phase
Temperaturgestaltung
Neben einer guten
Beschaffenheit des Nährsubstrats ist die Klimagestaltung von
besonderer Bedeutung. Besonders wichtig ist die
Temperaturentwicklung. Es komm vor allem darauf an, dass die
Temperatur in den Champignon-Beeten während der ersten drei Wochen
noch dem Impfen niemals unter 18 Grad Celsius absinkt. Sie liegt am
günstigsten zwischen 22 und 25 Grad Celsius. Bei Temperaturen unter
18 Grad Celsius verläuft die Pilz-Myzelentwicklung nicht nur
langsamer, sonder auch die spätere Ertragsbildung kann dadurch
beeinträchtigt werden. Der Ertrag ist geringer und der Beginn der
Ertragsbildung wird hinausgeschoben.
Andererseits
sollen die Temperaturen im Substrat auch nicht über 26 bis 28 Grad
Celsius ansteigen. Bei mehr als 30 Grad Celsius treten Myzelschäden
ein.
Wodurch wird die Beettemperatur beeinflusst?
Einen wesentlichen
Einfluss hat die Lufttemperatur des Abauraumes, besonders wenn die
Champignon-Beete allseitig von der Raumatmosphäre umgeben sind, z.B.
bei der Champignon-Kultur auf Stellagen oder in Kisten. In diesem
Fall wird man bemüht bleiben, die Raumtemperatur bei 20 bis 25 Grad
Celsius zu halten. Aber auch bei 17 bis 20 Grad Celsius ist eine
normale Pilz-Entwicklung durchaus möglich. Gewisse Schwankungen der
Raumtemperatur während dieser Phase sind zulässig, weil sie sich
nicht unmittelbar auf die Temperaturentwicklung in den
Champignonbeeten auswirken. Bei Kulturen in Gewächshäusern ist
dennoch drauf zu achten, dass bei Sonneneinstrahlung die Temperatur
des Luftraumes auch vorübergehend nicht über 30 Grad Celsius
ansteigt, weil sich bei so hohen Temperaturen auch die Beete wieder
Stärker erwärmen können.
Feuchtigkeitsbedienungen für die Champignonbeete
Neben der
Temperatur haben auch die Feuchtigkeitsverhältnisse im Raum wo die
Champignon angebaut werden, an und in den Beeten einen wesentlichen
Einfluss auf die weitere Entwicklung des Champignons.
Während der
Aufbereitung wird der Feuchtigkeitsgehalt des Substrats auf günstige
Werte gebracht. Darauf wurde bereits in diesem Blog eingegangen.
Während der Champignon-Kultur gilt es, den Feuchtigkeitsgehalt des
Substrats zu erhalten. In trockenen und verhältnismäßig warmen
Räumen neigen besonders die Außenschichten der Beete dazu,
auszutrocknen, vor allem während der kalten Jahreszeit, wenn geheizt
werden muss. In unmittelbarer Nähe der Heizkörper, an
Lüftungsöffnungen und in der Nähe der Eingänge ist die
Austrocknung besonders stark, in Räumen mit hoher relativer
Luftfeuchte (95 bis 100 %) dagegen nur gering. Durch wiederholtes
Befeuchten von Fußböden und Wänden kann die Luftfeuchtigkeit
erhöht werden. Reicht das allein nicht aus, kann man besonders in
der Nähe von Heizkörper, die gut gegen die Beete abzuschirmen sind,
das Substrat wiederholt leicht ansprühen. Man muss aber darauf
achten, dass das Substrat dabei nicht zu nass wird. Direkt gegossen
wird in diesem Stadium noch nicht.
Wenn auch diese
Maßnahmen nicht ausreicht, um das Austrocknen der obersten
Substratschicht zu verhindern, hilft sich der Pilzanbauer durch
Bedecken der Champignonbeete mit Papier, Pappe oder Plastikfolie.
Papier und Pappe sind dauernd feucht zu halten. Bei Verwendung von
Plastikfolie ist ein Anbauraum, in denen die Lufttemperatur mehr oder
weniger großen Schwankungen unterliegt, auf die möglicherweise
eintretende Schwitzwasserbildung unter dem Deckmaterial zu achten. Es
wird dann notwendig sein, die Bedeckung zeitweilig wieder zu
entfernen, damit durch das Schwitzwasser keine Vernässung der
obersten Substratschicht eintritt.
Bei Anwendung von
Körnerbrut kommt es besonders darauf an, die Austrocknung des
Substrats zu verhindern und eine hohe Luftfeuchtigkeit aufrecht zu
erhalten, da sonst Myzel auf den Körnern kaum auswächst und
letztere verschimmeln. Wenn sich etwa zwei Tage nach dem Ausbringen
die Körner mit einem kurzen „Pelz“ umgeben, ist das ein Zeichen
dafür, dass das Champignon-Myzelwachstum begonnen hat.
Ein vorzeitiges
Austrocknen des Substrats kann vom Pilz-Anbauer durch die erwähnten
Gegenmaßnahmen leicht verhindert werden. Viel gefährlicher sind
solche Bedingungen, unter denen das Substrat während der
Champignon-Kultur Feuchtigkeit aufnimmt. Dadurch kann das Myzel des
Champignons an der weiteren Entwicklung gehindert bzw. sogar zum
Absterben gebracht werden. Eine Überfeuchtung des Substrats tritt
durch übermäßig starkes Spritzen oder Gießen ein. Dieser grobe
Fehler beim Pilzanbau sollte selbst dem Anfänger nicht mehr
unterlaufen.
Eine
Feuchtigkeitsaufnahme des Substrats kann auch durch die Bildung von
Kondensnässe in verhältnismäßig kühlen und feuchten
Pilz-Anbauräumen während der warmen Jahreszeit auftreten. Besonders
in Räumen, in denen es während der Sommermonate zur Bildung von
Schwitzwasser an Wänden, Decken, Eisenteilen und zur Dunstbildung
kommt, ist die Gefahr groß. Unter diesen Verhältnissen trocknet das
Substrat nicht im geringsten ab, sondern wird von Tag zu Tag feuchter
und nimmt allmählich eine feucht-schmierige Beschaffenheit an. Wenn
die Beettemperatur dann noch mehr oder weniger unter der
Raumtemperatur liegt, ist die Gefahr besonders groß. Der Raumboden
bleibt ständig feucht. Das anfänglich sich noch gut entwickelnde
Champignon-Myzel beginnt zu stocken. Auf der Beetoberfläche
erscheinen runde weiße Flecken als Folge der Entwicklung von
niederen Konkurrenzpilzen. Schließlich wird das Substrat dunkel und
feucht-klebrig. Um diese Entwicklung zu verhindern, ist es
erforderlich, unter derartigen Bedingungen auch im Sommer während
der ersten Wochen der Champignon-Kultur den Raum aufzuheizen, selbst
wenn die Außentemperatur sehr hoch ist. Kommt es zur Bildung von
Tropfwasser, z.B. an schlecht gedämmten Dach- und
Deckenkonstruktionen während der Wintermonate, sollte man die
Beetoberfläche mit trockenem Papier bedecken, das von Zeit zu Zeit
nach Durchfeuchtung durch neues zu ersetzen ist. Auch eine ständige
Luftbewegung im Raum hemmt die schädlichen Auswirkungen.
Kontrollmaßnahmen für die Pilzzucht
Der gewissenhafte
Pilz-Anbauer wird fast täglich die Entwicklung seiner
Champignonkulturen von Beginn an kontrollieren. Dazu gehört die
Temperaturkontrolle, die Kontrolle der Entwicklung der
Substratfeuchtigkeit und des Myzelwachstums. Wenn das Champignonmyzel
sich von den Bruststellen aus zügig und kräftig entwickelt, das
Substrat seine ursprüngliche gute Beschaffenheit im wesentlichen
behält, d.h. weder stärker austrocknet noch eine feuchtschmierige
Beschaffenheit annimmt, und die Substrattemperatur eindeutig über
der mittleren Lufttemperatur liegt, besteht kein Anlass zu Bedenken.
Maßnahmen während der zweiten Champignon-Phase
Temperaturgestaltung
In der zweiten
Entwicklungsphase des Champignons nach dem Bedecken der
Beetoberfläche wird auch die Lufttemperatur zum entscheidenden
Faktor, während es vorher im wesentlichen auf die Erhaltung einer
günstigen Beettemperatur ankam. Nach dem Bedecken ist die
Lufttemperatur allmählich auf 16 Grad Celsius zu senken.
Temperaturschwankungen sind auf ein Minimum einzuschränken. Die
Fifferenz zwischen der tiefsten und der höchsten Tagestemperatur
sollte 5 Grad Celsius nicht überschreiten. Vor allem gilt es zu
verhindern, dass kurz vor oder bei Bildung der ersten
Champignon-Fruchtkörperanlagen und in der Folgezeit die
Raumtemperatur den Bereich von 16 bis 18 Grad Celsius überschreitet!
In dieser Beziehung können bei Champignon-Kulturen mit beginnender
Fruchkörperbildung zwischen Ende Mai und Ende August bisweilen
Schwierigkeiten auftreten.
Für die zweite
Entwicklungsphase gilt auch weiterhin die Regel, dass die
Beettemperatur immer um einige Grade über der mittleren
Raumtemperatur liegen soll, niemals darunter! Beettemperaturen
zwischen 18 und 22 Grad Celsius während dieser Phase sind jedoch
völlig ausreichend.
Feuchtigkeitsbedingungen für die wachsenden Champignons
Durch Erhalten
einer hohen Luftfeuchtigkeit ist das schnelle Austrocknen der
Deckschicht möglichst einzuschränken. In trockenen Räumen sind
deshalb Maßnahmen wie das wiederholte Befeuchten des Raumbodens nach
wie vor angebracht. Es ist keinesfalls günstig, wenn die Erdschicht
so schnell austrocknet, dass man die Champignonbeete fast jeden Tag
gießen muss. Es ist von jetzt an jedoch erforderlich, die Erdschicht
in einem gleichmäßig feuchten Zustand zu erhalten, und das kann nur
durch zeitweiliges direktes Begießen der Beetoberfläche mit
Schlauch und aufgesteckter feindüsiger Brause oder mit der Gießkanne
und Brause erreicht werden. Man muss aber vorerst sehr vorsichtig
gießen. Es ist besser, häufiger kleinere Wassermengen auf die
Champignon-Beete zubringen, als in längeren Zeitabständen größere
Mengen an Wasser. Die Erdschicht soll niemals stärker abtrocknen.
Sie darf aber auch nicht von vornherein ständig so nass gehalten
werden, dass die Feuchtigkeit aus der Deckerde in das Substrat
eindringt und sich hier unmittelbar unter der Deckschicht eine nasse
dunkle Schicht bildet, in die das Champignonmyzel nicht hineinwächst
oder in der es wieder abstirbt.
Damit man die
Champignon-Beete unmittelbar nach dem Bedecken nicht sofort zu gießen
braucht, ist es zweckmäßig, die Deckerde im feuchten Zustand auf
die Beete zu bringen. Bei entsprechend hoher Luftfeuchtigkeit wird
die Erdschicht dann bis zu einer Woche nach dem Bedecken feucht
bleiben. Bei sehr starker Austrocknung sollte man die Erdschicht für
kürzere Zeit (höchstens 1 Woche) mit Papier bedecken, dass feucht
gehalten wird und unter dem auch die Erde feucht bleibt, bis das
Champignonmyzel in die Erdschicht hineingewachsen ist. In jedem Fall
ist die krümlig-brockige Struktur der Deckerde möglichst lange zu
erhalten und eine vorzeitige Verschlämmung der Erde durch
unsachgemäßes Gießen zu verhindern. In dieser Beziehung ist
natürlich auch die richtige Zusammensetzung der Deckerde wichtig.
Kondensation
(Dunst- und Schwitzwasserbildung) in kühlen, übermäßig feuchten
Räumen während der warmen Jahreszeit kann sich besonders auch
während der zweiten Entwicklungsphase des Champignons verhängnisvoll
auswirken. Unter diesen Umständen bleibt die Deckerde feucht oder
nass, das Substrat wird zunehmend feuchter und schmieriger und das
darin befindliche Pilz-Myzel kann wieder absterben. Bei geringer
Beettemperatur ist die Gefahr besonders groß. Champignon-Anbauer,
die unter diesen Bedingungen arbeiten müssen, sollten die Beete erst
dann mit Erde bedecken, wenn sie fast völlig vom Myzel durchwachsen
sind, sodass die zweite Entwicklungsphase möglichst verkürzt wird.
In den ersten Tagen nach dem Bedecken wird der Raum durch Heizen noch
warmgehalten (bei mindestens 20 Grad Celsius), dann aber das Heizen
eingestellt, so dass die Lufttemperatur zurückgehen kann.
Belüftung der Champignonbeete
Während in der
ersten Entwicklungsphase des Champignons zusätzliche
Belüftungsmaßnahmen kaum erforderlich sind, muss der Erzielung
einer frischen Raumluft während der zweiten Entwicklungsphase und
später während der Ertragsperiode große Beachtung geschenkt
werden. Der Champignon produziert während seines Wachstums
gasförmige Stoffwechselprodukte, Kohlendioxid u.a., die bei zu
starker Anreicherung in der Raumluft die Pilz-Fruchtkörperbildung
beeinträchtigen würden. Eine normale Fruchtkörperbildung setzt
deshalb nur ein, wenn im Anbauraum verhältnismäßig frische Luft
vorhanden ist. Etwa ein bis zwei Wochen nach dem Bedecken mit Erde
setzt im Normalfall die Fruchtkörperbildung des Champignons ein.
Dann bilden sich im Bereich der Deckerdeschicht oder obenauf aus dem
Champignonmyzel kleine weiße Knötchen. Bisweilen erscheint das
Champignonmyzel auch auf der Beetoberfläche. Zu diesem Zeitpunkt
muss unbedingt für frische Luft im Anbauraum gesorgt werde, indem
Luftklappen, Fenster, Türen usw. entsprechend den Erfordernissen
mehr oder weniger geöffnet werden oder ein Ventilator ständig oder
zeitweise eingeschaltet wird und die verbrauchte Luft aus dem Raum
absaugt.
Sind die
heranwachsenden Champignon-Fruchtkörper fest und gedrungen und von
allgemein guter Qualität, ist die Frischluftversorgung ausreichend.
Das erforderliche Ausmaß der Be- und Entlüftung ist vom Außenklima,
von der Temperatur im Pilz-Anbauraum, vom Umfang der Anbaufläche und
von der Luftreserve im Anbauraum abhängig.
Im Winter, wenn es
draußen wesentlich kälter ist als im Anbauraum, führt schon ein
geringes Öffnen der Fenster und Luftklappen zu einem kräftigen
Luftaustausch. Andererseits ist im Sommer infolge der umgekehrten
Temperaturverhältnisse der Luftaustausch häufig gehemmt, und der
Anbauer muss die Fenster und Luftklappen weit öffnen. Bei Wind
entsteht an den Lüftungsöffnungen ein Sog, der den Luftaustausch
fördert. Deshalb werden bei windigem Wetter die Luftklappen nur
wenig geöffnet. Je wärmer es im Champignon-Anbauraum ist, um so
mehr Frischluft ist erforderlich, denn bei höherer Temperatur
erfolgen die Stoffwechselvorgänge und die Bildung der
Ausscheidungsstoffe schneller. Ein Anbauraum, der bis zur Decke mit
Champignon Kisten- oder Stellagenbeeten besetzt ist, muss viel
stärker be- und entlüftet werden als ein Raum, in dem sich nur auf
der Bodenoberfläche Beete befinden. Ein hoher Raum mit einer großen
Luftreserve bietet den Champignonkulturen einen größeren
Frischluftvorrat als ein niedriger usw.
Wer die Lüftung
nur mit Fenstern und Luftklappen auch während der warmen Jahreszeit
regulieren will, der achte darauf, dass je m² Beetoberfläche ein
freier Luftraum von mindestens 2 m³ zur Verfügung steht.
Andernfalls ist der Einbau eines kleinen Ventilators erforderlich.
Seine Leistung sollte so bemessen sein, dass er in einer Stunde 7 m³
je m² Beetoberfläche fördert. Der Ventilator wird so angebracht,
dass er die verbrauchte Luft aus dem Raum absaugt. Eine entsprechend
große Zuluftöffnung muss vorhanden sein.
Die Forderung nach
ausreichender Be- und Entlüftung des Champignon-Anbauraumes schließt
nicht aus, dass andererseits zu starke Luftbewegungen (Zugluft) zu
vermeiden sind. Sie verursachen in der Regel eine starke
Austrocknung, sodass übermäßig häufig gegossen werden muss, die
Qualität der Pilz-Fruchtkörper nicht befriedigt und der Ertrag
gemindert wird. Je höher die Luftfeuchtigkeit ist, desto weniger
nachteilig wirkt sich stärkere Luftbewegung aus. Dennoch soll es
normalerweise so sein, dass z.B. der Rauch einer Zigarette nur
langsam in Richtung der Luftbewegung zieht und nicht schnell
zerrissen wird.
Wird vom
Champignon-Anbauer während der zweiten Entwicklungsphase des Pilzes
mit der Be- und Entlüftung des Anbauraumes zu spät begonnen, so
kann es dazu kommen, dass die Fruchtkörperanlagen sich nicht
weiterentwickeln oder sich verformen. Es kann sich auch „schwimmendes
Myzel“ auf der Beetoberfläche bilden, das ist durch die Deckerde
hindurch gewachsenes Champignonmyzel, das sich auf der Erdschicht
flächig ausbreitet. Durch ein feuchtwarmes Raumklima wird diese
Entwicklung gefördert. Hat sich schwimmendes Myzel in starkem Umfang
ausgebildet, dann sollte man die Be- und Entlüftung verstärken, die
Deckererdeschicht stärker befeuchten, die Temperatur auf 12 bis 15
Grad Celsius reduzieren und gegebenenfalls die Myzelschicht auf der
Deckerde noch einmal schwach (0,5 bis 1 cm) mit frischer Deckerde
bedecken. Durch diese Maßnahmen wird die Fruchtkörperbildung des
Pilzes angeregt.