Bei normaler
Entwicklung des Pilzes während der zweiten Entwicklungsphase
durchwächst das Champignonmyzel alle restlichen Teile des Substrats.
Es ist kräftig al bläulich weißer Filz ausgebildet. In seinem
Bereich nimmt das Substrat eine hellere Färbung an und strömt einen
deutlich wahrnehmbaren angenehmen Pilzduft aus. Das Champignon-Myzel
wächst von der Oberschicht des Substrats in die unterste Schicht
der Deckerde ein und geht in ihrem Bereich zur Fruchtkörperbildung
über. Bei einer derartigen Entwicklung ist ein guter Ertrag zu
erwarten. Eine fädige, wurzelähnliche Ausbildung des Pilzmyzels ist
weniger erwünscht. Sie lässt auf Nährstoffarmut oder sonstige
Mängel in der Substratbeschaffenheit schließen.
Weist das Substrat
anstelle des angenehmen Pilzgeruchs einen Modergeruch auf, wird es
allmählich dunkel und schmierig und findet das Champignon-Myzel nur
noch in einzelnen starken weißen Fäden oder Bruchstücken
derselben, so ist mit einem Misserfolg der Pilzkultur zu rechnen,
verursacht durch mangelhafte Substratbeschaffenheit,
Feuchtigkeitsaufnahme während der Kulur durch Kondensationsnässe im
Anbauraum, durch aufsteigende Bodenfeuchtigkeit bei Grundbeeten oder
durch Schädlingsbefall (Älchen). Letzterer tritt häufig nach einer
mangelhaften und ungleichmäßigen Heißvergärung während der
Kompostierung des Substrats ein.
Ist nur die
oberste Schicht des Substrats dunkel und nass und das
Champignon-Myzel darin mangelhaft entwickelt, dann haben sich
entweder die Kondensationserscheinungen nur auf diese Schicht
ausgewirkt, von der Deckerde sind Älchen in die oberste
Substratschicht eingedrungen und haben sich hier massenhaft vermehrt,
oder das Beet ist zu zeitig von oben her zu nass gehalten worden.
Um Fehler
rechtzeitig zu erkennen, ist eine Beobachtung der Vorgänge in und
auf den Pilz-Beeten in Verbindung mit einer Temperatur- und
Feuchtigkeitskontrolle auch nach dem Bedecken des Substrats unbedingt
erforderlich!
Maßnahmen während der dritten Champignon-Phase
Temperaturgestaltung
Während der
dritten Entwicklungsphase der Champignonzucht, der Ertragsperiode,
ist die Raumtemperatur von wesentlicher Bedeutung für eine hohe
Ertragsleistung und gute Pilz-Fruchtkörperqualität. Sie sollte
durchschnittlich bei etwa 15 bis 16 Grad Celsius liegen und keine
größeren Schwankungen aufweisen. Ein Temperaturanstieg auf mehr als
18 bis 20 Grad Celsius ist unter allen Umständen zu vermeiden.
Bereits bei diesen Temperaturen lässt der Ertragsablauf der Pilze zu
wünschen übrig. Die Champignon-Fruchtkörper wachsen zu schnell
heran und sind leicht und „flattrig“. Ein großer Teil der
kleinen Fruchkörperanlagen stirbt vorzeitig ab. Bei Raumtemperaturen
über 20 bis 22 Grad Celsius nimmt diese Erscheinung katastrophale
Ausmaße an.Auch größere Pilze sterben dann vorzeitig ab. Sie
werden braun und ledrig und wachsen nicht weiter. Junge
Fruchtkörperanlagen sterben nahezu alle ab. Auch wenn die Temperatur
in einer längeren Folgeperiode wieder zurückgeht, bringt eine
solche wärme geschädigte Champignonkultur selten noch einen
normalen Ertrag, besonders wenn der Hitzeeinfall in den ersten Wochen
der Ertragsperiode erfolgte.
Andererseits wirkt
sich ein vorübergehender Rückgang der Raumtemperatur unter Werte
von 12 bis 15 Grad Celsius kaum Nachteile auf die Ertragsbildung aus.
Die Pilze wachsen zwar nur langsam heran, sind aber groß, gedrungen
und fest. Temperaturen von 12 Grad Celsius sollten jedoch nicht
unterschritten und sich wiederholende stärkere
Temperaturschwankungen vermieden werden.
Die
Champignon-Beettemperatur hat während der Ertragsperiode nur noch
zweitrangige Bedeutung. Sie liegt jetzt etwa in Höhe der
durchschnittlichen Raumtemperatur, sollte jedoch nicht niedriger
sein. Eine Unterkühlung der Pilzbeete ist dabei unter allen
Umständen zu vermeiden.
Be- und Entlüftung während der Ertragsperiode
Während der
Ertragsperiode muss für eine ausreichende Be- und Entlüftung des
Champignon-Anbauraumes gesorgt werden. Bei mangelhafter Entlüftung
werden die Pilz-Fruchtkörper langsielig und öffnen zu schnell ihre
Hüte. Frischluftmangel während der Fruchtkörperbildung führt zur
Verdickung der Stielbasis oder des ganzen Stieles, biszweilen in
Verbindung mit einer Myzelwücherung (weißer Kranz) am Stielgrund.
Die jungen Champignon-Fruchtkörperanlagen sterben zum Teil vorzeitig
ab. Der Ertrag an Pilzen wird gemindert.
Im Sommer können
leicht Komplikationen eintreten, wenn die Lüftung des Anbauraumes
eine schnelle Erwärmung desselben zur Folge hat. In diesem Fall
sollte vor allem in den kühleren Nacht- und Morgenstunden ausgiebig
gelüftet werden, sodass tagsüber eine gewisse Frischluftreserve
vorhanden ist. In leicht gebauten, wenig gedämmten Räumen, die sich
rasch erwärmen, sollte man die Champignon-Kulturen niemals so
anlegen, dass die Ertragsbildung zwischen Ende Mai und Mitte August
einsetzt.
An Stellen mit
starker Luftbewegung oder auch in der Nähe von Heizkörpern weisen
die Champignons rissige und schuppige Hüte auf. An diesen Stellen
trocknen die Beete besonders schnell und stark aus. Die Erträge sind
niedriger im Vergleich zu den günstiger gelegenen Beeten.
Bewässerung und Luftfeuchtigkeit in der Ertragsperiode
Während der
Ertragsperiode muss mehr oder weniger häufig gegossen werden. Durch
die Be- und Entlüftung des Champignon-Anbauraumes tritt eine gewisse
Austrocknung ein, die Luftfeuchtigkeit geht zurück. Die Pilze selbst
bestehen zu 90 % aus Wasser. Mit dem Ertrag werden also dem Substrat
erhebliche Feuchtigkeitsmengen entzogen.
Die
Luftfeuchtigkeit liegt am günstigsten bei 90 %. Sie kann auch höher
sein, doch wird hierdurch der Ausbreitung pilzlicher
Krankheitserreger und bakterieller Fleckenbildung aus den Champignons
Vorschub geleistet. Unter 80 % sollte die Luftfeuchtigkeit auch
während der Ertragsperiode nicht betragen, denn dann ist die
Austrocknung sehr stark, und die Pilz-Fruchtkörper weisen eine
geringe Qualität auf.
Je nach den
Feuchtigkeitsverhältnissen muss mehr oder weniger häufig gegossen
werden, unter sehr feuchten Bedingungen gegebenenfalls nur einmal
wöchentlich, unter trockeneren Verhältnissen täglich, zumindest an
den vorzeitig abgetrockneten Stellen. Wenn zu häufig gegossen werden
muss, wird die krümelige Struktur der Deckerde bald mehr oder
weniger zerstört und die Fruchtkörperbildung des Champignons nicht
gerade gefördert. Jedes Gießen führt zu einem Temperaturrückgang.
Der Champignon reagiert darauf mit einem größeren Anteil an
vorzeitig abgestorbenen kleinen Fruchtkörpern. Auch die Verwendung
abgestandenen oder leicht vorgewärmten Wassers zum Gießen ist in
dieser Beziehung kaum von besonderem Vorteil.
Andererseits muss
die Deckerdeschicht immer gleichmäßig feucht gehalten werden. Bei
stark ausgetrockneter Deckerdeschicht sterben die jungen
Champignon-Fruchtkörperanlagen ebenfalls vorzeitig ab, besonders
nachdem die ausgetrocknete Erdschicht wieder stärker gegossen wurde.
Bei starker Fruchtkörperbildung muss die Deckerde gut durchfeuchtet
sein. Dann ist nicht nur der Pilz Ertrag höher, sondern auch die
Qualität der Champignons besser. Sie sind schwerer und
festfleischiger. Das trifft besonders auf die cremefarbenen und
braunen Sorten zu. Der Anbauer sollte täglich die Beete
kontrollieren. Entdeckt er mehr oder weniger abgetrocknete Stellen,
werden diese zwischenzeitlich bewässert, auch wenn andere Teile der
Champignonbeete noch feucht genug sind. Wenn eine starke Ertragswelle
heranwächst, genügt es nicht, die Deckerdeschicht in einem leicht
feuchten Zustand zu erhalten, sondern sie muss bis zur
Substratoberfläche gut durchfeuchtet sein. Stellt man also fest,
dass die vorhandene Feuchtigkeit in der Deckerde für eine gute
Fruchtkörperqualität nicht ausreicht, wird noch einmal gegossen,
wenn die Mehrzahl der Pilze einen Hutdurchmesser von etwa 1,5 bis 2
cm erreicht hat. Sind die meisten Pilze einer Ertragswelle abgeerntet
und die Deckerde mehr oder weniger abgetrocknet, wird die
Feuchtigkeit in der Deckerde durch Gießen wieder auf das
höchstzulässige Maß gebracht. Sind die Beete gegen mit jungen
Fruchtkörperanlagen einer neuen Ertragswelle übersät, die meisten
von ihnen noch kleiner als 1 cm im Durchmesser, wartet man nach
Möglichkeit mit dem Gießen, bis die Champignon-Fruchtkörper noch
etwas größer geworden sind, Ist die Deckerde zu diesem Zeitpunkt
jedoch bereits zu trocken, dann muss dennoch gegossen werden, wenn
auch mit größter Vorsicht, denn der Wechsel von einem stärker
ausgetrockneten zu einem feuchten Zustand der Deckerde führt selbst
bei größeren Pilzen oft zum vorzeitigen Absterben.
Bei jeder
Bewässerung der Champignonbeete werden durchschnittlich etwa 0,75
bis 1 Liter Wasser für einen Quadratmeter Beetoberfläche benötigt,
manchmal mehr, oft auch weniger, ja nach dem Austrocknungsgrad der
Deckerde. In schnell austrocknenden Räumen wird auch der Fussboden
immer mit befeuchtet. Man achte aber darauf, dass möglichst lange
keine Verschlämmung der Deckerde eintritt und bringe deshalb nicht
zu viel Wasser auf einmal auf eine bestimmte Stelle. Beim Gießen von
Kisten- oder Stellagenkulturen nimmt man den Schlauch mit einer
feindüsigen Brause und dreht den Wasserhahn nur so weit auf, dass
das Wasser zwar gut verteilt wird, aber nicht zu kräftig auf die
Champignon-Beete spritzt. Bei Pilzen auf Grundbeeten kann man auch
die Gießkanne mit Brause verwenden. Normales Leitungswasser ist ohne
weiteres geeignet, auch wenn es einen geringeren Chlorgehalt hat.
Eine Zerstäuberdüse ist zum Gießen nicht zu empfehlen. Es besteht
die Gefahr, das zu wenige Wasser auf die Champignon-Beetoberfläche
kommt und dadurch nur die oberste Schicht der Deckerde befeuchtet
wird, die untere Erdschicht aber allmählich austrocknet und dadurch
auch die Pilz-Fruchtkörperanlagen in ihr vorzeitig austrocknen.
Ob man richtig
gegossen hat, ist auf folgender Weise zu kontrollieren. Einige Sunden
nach dem Gießen nimmt man mit zwei Fingern an einigen Stellen die
Deckerde mit etwas Substrat vorsichtig ab. Ist die Erde gut
durchfeuchtet, das Substrat darunter aber hell gefärbt und bis oben
hin von feinem Champignon-Myzel kräftig durch-filzt, wurde richtig
gegossen. Bei wiederholt zu starkem Gießen findet man unter der
nassen Erdschicht eine dunkle, feuchte Substratschicht, in der das
Pilz-Myzel starkfädig wird und allmählich ganz abstirbt. Die
Fruchtkörperbildung ist dann stark gehemmt. Am Ende der
Champignon-Kultur kann sich ein solcher Zustand infolge einer
Vielzahl von Bewässerungen im Verlauf einer langanhaltenden
Ertragsperiode auch bei normal durchgeführten Pflegemaßnahmen
einstellen. Die optimale Dicke der Deckschicht hat in diesem
Zusammenhang eine große Bedeutung.
Im Winter muss im
allgemeinen wesentlich häufiger gegossen werden als im Sommer, weil
das Aufheizen eingedrungener kalter Luft immer wieder zu stärkerer
Austrocknung führt. Während der Sommermonate sind
Kondensationsschäden bei normaler Ertragsbildung kaum zu befürchten,
da mit dem Ertrag den Champignon-Beeten überschüssige Feuchtigkeit
entzogen wird.
Unter Tropfstellen
wachsen oft die ersten Pilze. An diesen Stellen lässt der Ertrag
aber schnell nach, weil durch das ständige Tropfen sehr schnell ein
Überfeuchtung der Beete eintritt und dadurch das Champignon-Myzel
bald abstirbt.