Bei Pferdedung und Mischungen aus
verschiedenen Stalldungarten wird die Kompostierung wie folgt
durchgeführt:
Mit der drei- oder vierzackigen
Dunggabel setzen wir den Dung zu einem rechteckigen, 2 m breiten und
1,50 m hohen Haufen auf. Es soll soviel Dung vorhanden sein, dass der
Haufen mindestens 2 m lang wird. Es muss darauf geachtet werden, dass
die Seiten nahezu senkrecht nach oben geführt werden. Ist der Dung
ziemlich lang strohig, dann treten wir ihn schichtweise fest. Die
Seiten des Haufens klopfen wir mit dem Gabelrücken an, wobei lose
Mistteile abzustreifen sind. Beim Aufsetzen befeuchten wir den Dung
gleichmäßig und nach Bedarf so, dass alle Teile feucht sind. Wenn
der angefahrene Dung ziemlich trocken ist, müssen wir
verhältnismäßig viel Wasser geben. Ist der Dung schwer und fett,
mischen wir ihn zu diesem Zeitpunkt mit kleingehäckseltem Stroh oder
stark strohigem Dung einer andren Herkunft. Wenn das Material
übermäßig strohig ist, kaum Pferdeäpfel enthält und deshalb noch
mit Nährstoffen angereichert werden soll, dann geschieht das jetzt,
indem wir Hühnerdung untermischen oder das Material mit einer
Harnstofflösung gleichmäßig besprengen.
Wenn verschiedene Dungarten miteinander
zu mischen sind, dann erfolgt dies ebenfalls beim Aufsetzen, wobei
alle klumpigen Bestandteile und Fremdkörper aus dem Dung sorgfältig
herausgelesen werden. In den aufgesetzten Haufen stecken wir dann
etwa 50 cm tief ein Thermometer und markieren die Messstelle von
außen, damit wird das Thermometer zum täglichen Ablesen
wiederfinden.
Steht der Haufen im Freien und tritt
windiges Wetter ein, kann man ihn an den Seiten mit stabiler
Plastikfolie, die fest zu verankern ist, umspannen. Auf der
Oberfläche lässt man den Haufen unbedeckt. Bei starken
Niederschlägen decken wir ihn nur für die Dauer des Niederschlages
auch oben ab, so dass das Wasser seitlich abfließen kann.
Nach drei bis vier Tagen muss die
Temperatur im Inneren des Haufens auf über 60 Grad Celsius
angestiegen sein. Bleibt der Dung kalt, dann ist der Haufen entweder
zu klein, und die Wärmeverluste nach außen sind zu groß, oder er
wurde nicht ausreichend gegen Wärmeverlust geschützt oder auch beim
Aufsetzen wurde zu wenig Wasser gegeben. Diese Fehler sind dann
sofort zu korrigieren.
Erste Umsetzung
Man lässt den Haufen etwa drei Tage
bei Temperaturen über 60 Grad Celsius stehen und setzt ihn im
Regenfall etwa 6 Tage nach dem Aufsetzen zum ersten Mal um. Dabei
wird der Dung mit der Gabel gut aufgeschüttelt und gelockert,
trockene Teile werden wiederum leicht angefeuchtet, und der in dieser
Weise bearbeitet Dung wird zu einem neuen, etwa 1,80 m breiten,
mindestens ebenso langen und 1,50 m hochen Haufen aufgesetzt. Die
Dungteile, die sich bisher in den Randzonen des Haufens befanden,
kommen jetzt nach innen. Damit wir auch beim neuen Haufen wieder
senkrechte Seiten erhalten, setzen wir den Dung zuerst an den Rändern
schichtweise auf und füllen den Mittelteil anschließend auf. Die
einzelnen Schichten werden jetzt nur noch mit der Gabel angeklopft,
vorwiegend an den Rändern. Bei nährstoffarmen Dung erfolgt zu
diesem zeitpunkt der Zusatz von Phosphat. Strohhäcksel, Hühnerdung
oder Sticksoffsalze darf man jetzt nicht mehr zusetzen. Nach
Beendigung der Arbeit stecken wir das Thermometer wieder 50 cm tief
in den Haufen hinein. Bei windigem Wetter oder gegen starke
Niederschläge werden die bereits beschriebenen Maßnahmen
durchgeführt.
Zweites Umsetzen
Im Normalfall wird die Temperatur im
Haufeninneren nach zwei Tagen den Temperaturbereich von 55 bis 60
Grad Ceslius oder darüber wieder erreicht haben. Wir lassen diese
Temperatur zwei bis drei Tage einwirken und setzen den Haufen etwa
fünf Tage nach dem ersten umsetzen zum zweiten Male um. Dabie wird
in der gleichen Weise wie beim erstenmal verfahren, die Breite des
Haufens aber auf 1,60 bis 1,70 m reduziert. Mit den Waserzusätzen
muss man jetzt vorsichtiger sein, d.h., nur die ausgesprochen
trockenen Teile des Dunges sind zu befeuchten. Zum Wassergeben nehem
wir die Gießkanne mit Brause oder auch den Gratenschlacht, achten
jedoch darauf, dass das Wasser auf die trockenen Teile gleichmäßig
verteilt wird. Beim Umsezten kann man feststellen, dass der Dung in
zunnehmendem Maße eine dunklere Farbe bekommt, die Strohteile
weicher und kürzer werden und grauweiße Stellen im Dung erscheinen.
Zuweilen wird dann die Meinung vertreten der Dung sei während der
Heißvergärung „verbrannt“. Es handelt sich bei den grauweißen
Stellen aber vielmehr um die Sporenketten von Strahlpilzen, deren
Entwicklung durchaus im Interesse des Pilz-Anbauers liegt. Am Ende
der Aufbereitung soll der ganze Dung gleichmäßig weißgrau
gesprenkelt sein.
Auch nach dem zweiten Umsetzen soll die
Haufentemperatur wenigstens 50 bis 55 Grad Celsius erreichen. Etwa 3
Tage nach dem zweiten Umsetzen nehmen wir die erste Sinnesprüfung
des Substrats vor, um festzustellen, ob die für die
Champignon-Kultur erforderliche Beschaffenheit des Nährsubstrats
bereits vorliegt. Dazu prüfen wir das Substrat auf Farbe, Geruch,
Feuchtigkeit und Zersetzungsgrad:
Farbe
Das fertige Substrat hat eine
gleichmäßige braune Färbung. Die Strohanteile sind gleichmäßig
weißgtau gesprenkelt. Sind die Strohteile teilweise oder noch
gänzlich gelb- oder hellbraun gefärbt, darf die Kompostierung noch
nicht abgeschlossen werden.
Geruch
Das fertig aufbereitete Substrat hat
einen angenehmen milden Dufft nach frischgebackenem Brot. Ist das
Substrat noch nicht genügend vergoren, dann riecht es meistens noch
deutlich nach Ammoniak, intensiv und stechend. Zu altes Substrat hat
den typischen, starken, unangenehmen Fäulnis- oder Modergeruch.
Während der stechenden Ammonikgeruch bei Fortsetzung der
Kompostierung allmählich verschwindet, dürfen Fäulnis- oder
Modergeruch niemals auftreten. Wir haben es dann in der Regel mit
ungeeignetem, zu schwerem, nassen oder schon angefaultem Dung zu tun.
Möglicherweise wurde auch während der Kompostierung zu viel Wasser
zugesetzt. Eine Korrektur ist dann schwierig, bisweilen unmöglich.
Das Auftreten eines sauren gärfutterartigen Geruchs lässt auf
Luftmangel während der Kompostierung schließen. Bei ordnungsgemäßer
Fortsetzung derselben verschwindet dieser Geruch wieder.
Feuchtigkeit
Bei der Prüfung soll sich der Dung nur
eben feucht anfühlen. Die Handfläche darf bei Berührung etwas
feucht werden, aber niemals nass. Wenn wir eine Substratprobe mit
großer Kraftanstrengung in der geballten Hand zusammenquetschen,
sollen sich noch nicht einmal Tropfen bilden. Keinesfalls darf die
Mistbrühe zwischen den Fingern hervorquellen.
Zu feucht geratenen Dung wieder in
Ordnung zu bringe, ist schiwerige. Am günstigsten ist es in einem
solchen Fall, wenn der Dung auch in seinen sonstigen Eigenschaften
noch unfertig ist, sodass die Kompostierung ohnehin fortgesetzt
werden muss. Dabei geben wir dann selbstverständlich kein Wasser
mehr und schützen das Substrat sorgfältig vor Niederschlägen. Bei
der erneut eintretenden Heißvergärung verliert das Substrat an
Feuchtigkeit, so dass mit einer Verbesserung seines Zustandes
gerechnet werden kann.
Leicher ist eine zu trockene
Beschaffenheit des Substrats zu einmal locker umgesetzt. Wenn das
Substrat in seinen sonstigen Eigensvhaften bereits den erforderlichen
Zustand erreicht hat, genügt in diesem Fall eine kurzfristige Gärung
von 24 Stunden bei mindestens 45 Grad Celsius. Aus biologischen
Gründen soll zu trocken geratenes Substrat nach der Befeuchtung und
eingetetenen Abkühlung nicht unmittelbar verwendet werden.
Zersetzungsgrad und Struktur
Das aufbereitete Substrat soll einen
gleichmäßig-einheitlichen Zustand aufweisen, es darf weder klumpig,
noch erdig-krümelig, noch schierig-klebrig sein. Wenn die
Kompostierung übermäßig lange durchgeführt, im weiteren Verlauf
derselben mit zu viel Wasser gearbeitet wird bzw. die Haufen starken
Niederschlägen ausgesetzt sind oder bereits das Ausgangsmaterial
hinsichslich seiner Struktur und Zusammensetzung große Mängel
aufweist, befriedigt auch die Beschaffenheit des aufbereiteten
Substrats nicht.
Es ist erforderlich, dass die strohigen
Bestandteile im Verlauf der Kompostierung mürbe und brüchig
geworden sind, ohne dabi zu zerfallen. Wir prüfen das, indem wir
eine Substratprobe mit beiden Händen fassen und mit der rechten Hand
eine drehende Bewegung ausführen. Wenn sich dabei die Probe ohne
Anstrengung leicht auseinanderdrehen lässt, ist der richtige zustand
erreicht. Sind auch Feuchtigkeit und Struktur in Ordnung, dann haben
wir ein Substrat vorliegen, das zwar äußerlich noch sein
faserig-strohig und porös erscheint, dessen Bestndteile aber
trotzdem mürbe sind, so dass es sich angenehm weich, elastisch und
wollig anfühlt. Es klebt und schmiert nicht, die Handfläche bleibt
auch nach Berührung des Substrats sauber. Wenn dieser Zustand
erreicht ist, entsprechen in der Regel auch Geruch und Farbe den
Erwartungen. Das Substrat sollte nun sofort verwendet werden. Jeder
weitere Kompstierung und Lagerung würde von Nachteil sein. Ist der
erforderliche Zersetzungzstand jedoch noch nicht erreicht, sind die
strohigen Bestandteile noch zu roh, zäh und hart, muss die
Kompostierung fortgesetzt werden, auch wenn das Substrat zu diesem
Zeitpunkt bereits einen angenehmen Geruch aufweist.
Weiteres Umsetzen
Aufgrund der Ergebnisse der
Sinnenprüfung nach dem zweiten Umsetzen trifft der Pilz-Anbauer die
Entscheidung darüber, ob die Kompostierung fortgesetzt werden muss
oder nicht. Im allgemeinen ist bei der Aufbereitung von Stalldung
eine dritte Umsetzung erforderlich, unter Umständen sogar eine
vierte. Bei normalem Verlauf der Heißvergärung erfolgt die dritte
Umsetzung etwa 4 bis 5 Tage nach dem zweiten Umsetzen und die viert
Umsetzung etwa 3 bis 4 Tage nach dem dritten Umsetzen. Bei beiden
bearbeitungen wird das Substrat locker verarbeitet, die Breit der
Haufen auf 1,50 bis 1,60 m, ihr Höhe auf 1,20 bis 1,30 m reduziert.
In diesem Stadium ist der Zusatz von Kalk und Phosphat noch möglich.
Beide Zusätze gibt man jedoch nicht zusammen. Befeuchtet werden bei
diesen Bearbeitungen nur noch extrem ausgetrocknete Substratteile.
Eine Gärungstemperatur von mindestens 45 bis 50 Grad Celsius ist in
diesem Stadium der Aufbereitung ausreichend.
Unter allen Umständen muss die
Heißvergärung nach jeder Bearbeitung bis zum Schluss der
Kompostierung immer wieder eintreten, weil sonst die Gefahr des
Befalls und der Entwicklung von Schädlingen, besonders Nematoden,
sehr groß ist. Aus diesem Grund sollte man sich besonders bei kaltem
und windigem Wetter und bei ungünstiger Lage des Kompostplatzes dazu
entschließen, die letzten Bearbeitungen unter Dach und Fach,
gegebenfalls im Anbauraum selsbt vorzunehmen. Aufgrund des während
der Kompostierung eintretenden Substanzverlustes ist das Substrat
ohnehin auf 60 bis 70 % seines ursprünglichen Volumens
zusammengeschrumpft, sodass der Haufen immer kürzer und der Anteil
seiner Außenflächen immer größer wird.
Im allgemeinen wird drei bis vier Tage
nach der dritten oder vierten Umsetzung das Substrat alle
erforderlichen Merkmale aufweisen und zu verwenden sein. Dies kann
jedoch nur durch wiederholte Sinnesprüfung entschieden werden.